Mutterkuhhaltung beim Jol

Seit über 100 Jahren bewirtschaften wir, die Familie Huber, unseren Hof - beim Jol - in Reifersberg. Wir erzeugen Getreide und Mais auf unseren Ackerflächen und auf unserem Dauergrünland wächst Futter für unsere weißen Kühe, auf die wir richtig stolz sind. Warum weiße Kühe? Unsere Kühe sind weiß, weil sie einer ganz besonderen Rasse angehören, der Rasse Charolais. Die Tiere stammen ursprünglich aus Frankreich. Sie geben im Vergleich zu unseren heimischen Tierrassen nur wenig Milch, dafür sind sie besonders muskulös und liefern hervorragendes Fleisch. Die Tiere werden bei uns nicht gemolken, die Kälber bleiben nach der Geburt bei ihren Müttern, wo sie sich direkt an der "Milchbar" bedienen können. Sie werden jeden Tag von ihren Müttern am Kälberschlupf abgeholt und gehen gemeinsam auf die Weide. Am Abend kommen sie wieder zurück in den Stall, wo sie von uns noch etwas Futter bekommen.
 
Kuh mit Kalb


Was ist ein "Kälberschlupf"? Dies ist eine Art Kindergarten für Kälber. Die Kälber halten sich gerne in einem eigenen Bereich auf, wo sie unter sich sind. Die Abtrennung hat dabei ein Loch, das so groß ist, dass sie gerade noch durchschlüpfen können. Die Muttertiere haben das Nachsehen. Immer wenn die Herde zum Füttern wieder nach Hause kommt, gehen die Kühe in den Kuhstall, und die Kälber in den Kälberschlupf, wo sie leckeres Ergänzungsfutter (Getreideschrot mit saftiger Mais- und Grassilage) erhalten. Nach dem Fressen werden die Kälber mit einem lauten "Muhhh" abgeholt und sie gehen wieder mit den Müttern auf die Weide oder bleiben über nacht im Stall. Wir sind begeistert, wie dann wieder jedes Kalb zu seiner Mutter findet.
 
Kälberschlupf


Sobald die Tiere 6 - 8 Monate alt sind, werden sie geschlechtsreif und müssen von den Muttertieren getrennt werden. Sie kommen dann in einen eigenen Stall, wo sie mit leckerer Gras- und Maissilage und mit Heu noch ca. ein Jahr gefüttert werden. Das gesamte Futter kommt von den hofeigenen Flächen. Wir leben gerne mit unseren Tieren. Nur wenn sich unsere Tiere wohlfühlen, dann geht es auch uns gut.

Der verantwortungsvolle Umgang mit unseren Nutztieren und die Achtung vor der Schöpfung sind für uns als Bauern die Grundlage unseres Handelns. Zu unserem Bauernhof gehört aber auch, seit es ihn gibt, dass Tiere geschlachtet werden.
 

Unsere Mastbullen

Die männlichen Nachkommen unserer Mutterkuhherde, die Bullen kommen mit ca. 6 - 8 Monaten weg von der Mutterkuhherde. Sie werden dann noch ca. ein Jahr in unserem Stall mit  Grassilage, Heu und Stroh und mit Getreideschrot gefüttert. Mit 15 bis 20 Monaten sind die Tiere schlachtreif. Sie haben dann ein Lebendgewicht von 600 bis 750 kg.
 

Unsere Färsen

Die Färsen fressen Heu
 
Die weiblichen Tiere, die Färsen, sind nicht so wild und können daher auch nach der Trennung von ihren Müttern nicht nur im Stall, sondern im Sommer auch auf der Weide gehalten werden. Für diese Tiere haben wir auf einer Anhöhe gegenüber unserer Hofstelle eine eigene Weidefläche eingezäunt. Die Tiere, die zur Zucht geeignet sind, kommen mit ca. zwei Jahren wieder zurück zur Mutterkuhherde, wo sie dann von unserem Zuchtbullen "Schorsch" schon freudig erwartet werden. Die restlichen Färsen werden dann nach ca. zwei Jahren geschlachtet. Sie liefern ein besonders zartes, marmoriertes Fleisch und werden als Delikatesse teilweise direkt vermarktet.
 
Färse frisst Heu
 

Unser Zuchtbulle

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Unseren Zuchtbullen "Schorsch" haben wir letztes Jahr im Januar in einer Auktion in Ansbach erworben. Er ist gerne bei unserer Mutterkuhherde und sorgt dafür, dass es jedes Jahr Nachwuchs gibt.
 

Unsere Mutterkuhherde

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"Unsere Kühe mögen tragen, ohne zu verwerfen und ohne Unfall;" Psalmen 144,14
 
Es ist ein großes Glück, wenn jede Mutterkuh ein gesundes Kalb zur Welt bringt. Heuer sind bei uns bisher 7 männliche und 5 weibliche Kälber zur Welt gekommen. Weitere Kalbungen werden folgen. 
In den letzten Jahren haben die allermeisten Kühe ihre Kälber ohne fremde Hilfe geboren. Wir sind froh, dass auch dieses Jahr bisher wieder alles gut gegangen ist. Nur einmal mussten wir eingreifen. Der Lukas kam rückwärts zur Welt und wir mussten ihn dann mühsam aufpäppeln, aber inzwischen ist er einer der Anführer in der Kälbergruppe. Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn die Kuh ihr Kalb nach der Geburt am ganzen Körper ableckt und wenn das Kalb oft schon nach einer Stunde stehen kann und sich zum Saufen an das Euter macht.
 
In den ersten Stunden muss man allerdings sehr vorsichtig sein, und dem Kalb nicht zu nahe kommen, denn manche Kuh versucht ihr neugeborenes Kalb gegen alles, auch gegen uns Menschen zu verteidigen.
 
Kurz vor der Geburt kommen die trächtigen Kühe in eine abgetrennte Abkalbebucht, damit sie ihr Junges ungestört zur Welt bringen können und sich Mutter und Kind in den ersten Stunden gut aneinander gewöhnen können. In der Abkalbebucht haben wir Kameras installiert, damit wir auch nachts sehen können, ob es bei der Geburt Komplikationen gibt.
 
Kuh auf Weide
 

Unser neuer Stall

 

Nach mehrjähriger Planung errichteten wir im Jahr 2023/2024 für unsere Rinder einen neuen Wohlfühlstall. Für diesen besonders tiergerechten Stall gibt es eine staatliche Förderung durch die Europäische Union, den Freistaat Bayern und die Bundesrepublik Deutschland. Wir freuen uns sehr, dass unser Konzept auch von staatlicher Seite unterstützt wird. 

In dem neuen Stall liegen alle Tiere auf Stroh. Mit unserem Futtermischwagen wird nicht nur das Futter für die Tiere zubereitet, sondern zu dem Mischwagen gehört auch ein Gebläse, mit dem man auch sehr einfach einstreuen kann. 

Bei unserem neuen Stall handelt es sich um einen sogenannten Tretmiststall, das heißt, durch eine leicht schräge Oberfläche treten die Tiere den Mist in den Laufgang, der dann regelmäßig einmal die Woche mit dem Radlader bzw. Stapler mit Entmistungsschaufel entmistet wird. 

Eine Besonderheit bei dem Stall ist auch, dass es beim Laufgang keine Überdachung gibt. Man nennt dies auch Außenklimastall. Die Tiere können die aktuelle Witterung hautnah erleben und sich auch mal bei Schmuddelwetter beregnen lassen oder sogar das Schneetreiben hautnah erleben. Selbst Wind macht den Tieren nichts aus, wie wir im letzten Winter feststellen konnten. Die Redewendung "etwas geht auf keine Kuhhaut" zeigt schon, dass die Tiere auch für extreme Witterungsereignisse gut gerüstet sind. Unsere Tiere genießen den Blick in die Weite und wir haben richtig Spaß bei der Stallarbeit.

Je Abteil für die Mutterkühe gibt es auch einen Kälberschlupf, wo sich die Kälber von der Herde zurückziehen können. Wir hätten nicht gedacht, dass dieser "Kälberkindergarten" von unserem Nachwuchs so gerne genutzt wird. Dort erhalten die Tiere auch Grassilage und Kraftfutter, ohne dass dies von den Müttern weggefressen werden kann. Darüber hinaus hat jedes Abteil auch eine Abkalbebucht, in der sich die Muttertiere die ersten Tage mit ihrem neugeborenen Kalb zusammengewöhnen können.

Wir sind froh, dass wir jetzt auch mit den Außenanlagen soweit sind, dass wir gut um den neuen Stall herumfahren und die Tiere bestmöglich versorgen können. 

Als nächstes Ziel haben wir uns weniger fossile Kraftstoffe und mehr Elektroenergie vorgenommen. Unser neuer Elektrostapler ist ein Traum. Mit dem können wir nicht nur den Futtermischwagen umweltschonend beladen, sondern wir können damit auch mit hohem Komfort das Futter täglich 2-3 mal nachschieben und auch zum Misten wurde er schon eingesetzt. Die Energieversorgung soll künftig im Wesentlichen mit der hofeigenen PV - Anlage sichergestellt werden, im nächsten Jahr kommt dann voraussichtlich noch ein Batteriespeicher hinzu, um den Einsatz weiter zu optimieren. 

Feldwirtschaft

 
"Der Faule pflügt nicht im Herbst; / sucht er in der Erntezeit, so ist nichts da" Sprichwörter 20,4
 
Auf unseren Feldern bauen wir verschiedene Früchte an. Die Wintergerste, den Winterweizen und den Körnermais verkaufen wir überwiegend an das örtliche Lagerhaus. Einen Teil davon gibt es geschrotet als Kraftfutter für unsere Kälber und Masttiere.  Aus dem Stroh von unseren Getreidefeldern machen wir mit unserer Presse Rundballen, die wir dann in unserem Stall als Einstreu verwenden. Aber auch von anderen Betrieben müssen wir Stroh zukaufen, damit die Einstreu das ganze Jahr über reicht. Von umliegenden Biobetrieben erhalten wir Kleegras, das dort zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit im Rahmen der Fruchtfolge angebaut wird. Die Betriebe erhalten dann von uns wertvollen Stallmist als Dünger - ein klassische win-win Situation. Neu ist, dass wir auf knapp 50 % unserer Ackerflächen Kleegras und Ackergras anbauen, das wir als Silage an unsere Tiere verfüttern. Gleichzeitig sorgen wir damit für Humusbildung und CO2 - Speicherung auf unseren Feldern.  
 

Grünlandwirtschaft

 
Auf den hofnahen Weideflächen grasen den ganzen Sommer über unsere Kühe mit ihren Kälbern. Unsere weiter entfernt liegenden Wiesen werden drei- bis viermal gemäht. Wir machen dort in der Regel Grassilage, auf einzelnen Flächen verzichten wir auf Düngung und Pflanzenschutz bzw. auf frühzeitige Mahd, dort machen wir mit den ersten beiden Schnitten Heu (in der Regel Anfang Juni das Altheu und Ende Juli das Grummet, wenn das Wetter es zulässt, man braucht dazu nämlich drei Tage schönes Wetter und keinen Regen dazwischen), aus den beiden weiteren Schnitten wird Grassilage gemacht (dies riecht so ähnlich wie Sauerkraut und die Tiere lieben es).
 
Für diese extensivere Bewirtschaftung erhalten wir eine Förderung über das bayerische Kulturlandschaftsprogramm.
 
Wir versorgen unsere Tiere fast ausschließlich mit hofeigenem Futter, bzw. mit Kleegras von Biobetrieben. Es wird lediglich zur Sicherstellung der Mineralstoffversorgung Mineralfutter zugekauft.
 

Unsere Philosophie

"Lässige Hand bringt Armut,/fleißige Hand macht reich. Wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Mensch;/in Schande gerät, wer zur Erntezeit schläft." salomonische Spruchsammlung 10,4-10,5

Wir haben unsere Landwirtschaft nun schon 30 Jahre im Nebenerwerb betrieben, weil wir dies gerne taten und weil wir den Jolhof von den Eltern übernommen haben. Es macht einfach Spaß, mit Tieren umzugehen und zu sehen, wie sich diese wohlfühlen. Und es ist auch ein schönes Gefühl, zu sehen, wie alles wächst und gedeiht und so ein bisschen dazu beizutragen, dass es bei uns was zu Essen gibt. Dennoch gibt es oft Rückschläge, wenn es die Ernte verregnet oder wenn ein Tier krank ist usw. Unser Sohn Klaus hat in der nächsten Generation den Beruf als Landwirt erlernt und wird den Betrieb in Kürze übernehmen. Wir freuen uns sehr, wenn so unsere Landwirtschaft weitergeführt werden kann.
Wanderung

Klaus hat sich zum Ziel gesetzt, den Betrieb im Vollerwerb weiterzuführen und hat dazu noch viele Ideen in seinem Kopf. Die ganze Familie wird ihn dabei bestmöglich unterstützen. Wir sind zuversichtlich, dass ihm dies mit viele Fleiß und Ehrgeiz gelingen wird.